Erfahrungsbericht
„Mr. Leo Kent“
Im Juli 2014 lernte ich Frau Zippold kennen. Bei einem Sattelseminar im Reitverein machte sie uns allen klar, dass vielfach nicht auf eine korrekte Sattelung geachtet wird. Auf Kosten unserer Pferde! Oft wird einer Widersetzlichkeit des Pferdes beim Reiten mit mechanischen Mitteln begegnet, die Schuld beim Pferd gesucht oder auf die Unfähigkeit des Reiters geschoben!
Mein Wallach „Mr. Leo Kent“, ist ein 9-jähriges Quarter Horse. 2011 habe ich ihm einen Oldtimer Westernsattel einer bekannten Markenfirma gekauft. Die Sattelhändlerin kam zu mir zum Maß nehmen und ließ mich auf einem baugleichen Satteltyp Probereiten. Wir wurden uns schnell einig, mein Traumsattel wurde in Auftrag gegeben. 12 Wochen später kam dann das teure Stück.
Aber unser Leo wurde schon nach ca. 6 Wochen unwillig beim Reiten. Er lief verspannt, musste sich immer erst „einlaufen“, dann wurde es vermeintlich besser. Nach den ersten längeren Ausritten zeigten sich Druckstellen seitlich vom Widerrist. Da kam der Verdacht auf, es könnte am Sattel liegen. Aber wieso? Wir haben doch extra Maß nehmen lassen! Die Händlerin wurde kontaktiert, das Problem geschildert. Sie meinte, die Muskulatur von Leo hätte sich in der Zeit verändert, weshalb der Sattel nun nicht mehr exakt passt.
Wir haben dann ein Pad mit Einschubmöglichkeiten für Moosgummieinlagen erworben. Dadurch sollte der Sattel im Bereich der Skirts etwas angehoben werden. Doch Leo fühlte sich immer noch sehr unwohl mit seinem Sattel. Ging nur noch verkürzten Schritt. Mit der Zeit wurde es immer schlimmer. Mein Mann und ich haben die Schuld auch bei unserem Pferd gesucht: Leo ist bestimmt nur ein überempfindlicher Arbeitsverweigerer!
Dabei hat der arme Kerl nur gelitten! Irgendwann hat sich der Wallach nach dem Aufsitzen nur noch zu Boden fallen lassen! So, das war’s! Von da an haben wir den teuren Sattel nicht mehr benutzt! Leo hatte viel Pause und ich habe nach einer Alternative gesucht. Nach dem Sattelseminar im Reitverein lud ich Frau Zippold zu Leo und mir nach Hause ein. Wir wollten versuchen, den Oldtimersattel durch mehr Polsterung im Pad besser aufs Pferd zu legen. Da Leo hinten überbaut ist, musste der Sattel vorne angehoben werden, damit er waagerecht auf dem Rücken liegt und die Schulter nicht einzwängt. Leo fühlte sich beim Reiten etwas wohler, aber 100%ig war es leider noch nicht.
Nachdem unser „Familienrat“ getagt hatte, haben wir den Holzsattelbaum durch einen flexiblen Kunststoffsattelbaum ersetzen lassen (Kosten 1000,-€). Nun kam der ÜBELTÄTER zum Vorschein der unseren armen Leo in die Verzweiflung getrieben hat: Der Baum war komplett verzogen. Die linke Seite steiler als die Rechte (siehe Foto) und das Ganze noch leicht verdreht. Wir gehen davon aus, dass der Holzbaum schon beim Kauf verzogen war, da sich der Sattel von Anfang an unangenehm ritt. Außerdem war der Holzbaum deutlich zu lang und musste auf den Schultern liegen.
Mit dem flexiblen Sattelbaum gibt es keine Schwierigkeiten. Leo fühlt sich wohl, der Sitz ist einfach genial! Zum Glück haben wir die richtige Lösung gefunden. Ich möchte jedem ans Herz legen, besser auf die ihm anvertrauen Pferde zu hören! Widersetzlichkeit des Pferdes wird immer ausgelöst durch Zwang oder Überforderung. Irgendwo zwickt es und wir müssen die Stelle finden. Nur wenn eure Pferde sich wohl fühlen und euch vertrauen werdet ihr ein Team!
November 2014, Anke, Pferdewirtschaftsmeisterin
Meine Anmerkungen:
Der teure Oldtimer wurde als maßangefertigt verkauft – ohne je den Sattelbaum aufgelegt zu haben?! Es ist völlig unmöglich einen Westernsattel anzupassen ohne vorher den rohen Baum auf das Pferd zu legen. Nur so kann man sehen, wie der Baum das Reitergewicht auf die Muskulatur überträgt. Beim Sattel von „Mr. Leo Kent“ war der später ausgebaute Holzbaum in jede Richtung verzogen, viel zu eng und auch noch zu lang.
Da Holz immer arbeitet, verziehen sich die meisten Holzbäume. Solche Sättel sind mehr oder weniger wertlos. Ausnahmen sind aus Schichtholz gefräste Bäume, sie verziehen sich nicht. Allerdings finde ich das Sitzgefühl darauf nicht angenehm, man spürt, dass man auf Holz sitzt.
Es gibt keine besseren Bäume auf dem Weltmarkt als die thermoelastischen Kunststoffbäume. Sie verziehen sich nicht und weil sie leicht elastisch sind, ist das Sitzgefühl wesentlich angenehmer.