Ein wirklich magischer Moment mit Dexter

Fuchswallach Dexter und Regina

Dexter kam zu mir nach seiner Karriere im Sport mit etwas, das ich beim Menschen „Burn out“ oder „Depression“ genannt hätte.

Der Warmblutwallach war dazu noch ganz dezent aggressiv, schlau genug, es nicht auf die Spitze zu treiben, aber immer bestrebt, gegen seinen Menschen zu arbeiten. Ihn im Gelände zu reiten, war abenteuerlich!

Auf dem Platz ging es aber erst recht nicht, weil er aus dem Stand nach dem Aufsteigen sofort losgebuckelt hat.  Also hieß seine Therapie „Gelände im Schritt“. Ab + zu blieb er bockig stehen, ab + zu ging er durch, aber nicht panisch, deswegen blieben wir stets unverletzt.

Dexter war damals viel zu viel Pferd für mich, er hat mir ständig meine Grenzen aufgezeigt und seinen während seiner Sportkarriere aufgestauten Frust. Ich bin klein und zart, hatte ihm körperlich wenig entgegen zu setzen. Immerhin war er so fair, mir nicht die Knochen zu brechen!

An diesem  für uns so magischen Tag waren wir im Wald, sind einen mir unbekannten schmalen Steig längs eines Teiches gegangen und standen unvermittelt an einer Weggabelung. Dexter wollte rechts einen steilen Weg rauf und ich war froh, dass er mal überhaupt irgendwo hin wollte und ließ ihn entscheiden. Das Gelände wurde steil und steiler, bis der Weg im Laub verschwand und wir auf eine steile Wand blickten. Nein, da gehen wir nicht rauf, Dexter!

Also stieg ich ab und führte ihn vorsichtig bergab, das ging ausnahmsweise wunderbar am losen Zügel. Bis ich plötzlich hinter mir einen Stopp! fühlte. Erst dachte ich, na klasse, wieder eine Verweigerung. Aber als ich hinter mich guckte, hatte Dexi seinen Hinterhuf in eine Astgabel praktiziert. Er hob hilflos sein Hinterbein, die Astgabel hatte einen langen Stiel –  nichts ging mehr!

Für den  Bruchteil einer Sekunde fühlte ich mich wie der erste Mensch, der den ersten „deal“ mit einem Wildpferd schloss, getreu dem Motto: “ Du schenkst mir von Deiner Kraft und Schnelligkeit, dafür helfe ich Dir!“.

Dieser Moment war der erste, in dem eine Bindung zwischen mir und diesem Pferd entstand, was eine so starke Emotion in mir erzeugte, dass ich diese paar Sekunden im Gedächtnis habe, als wäre es gestern gewesen.  Er „sagte“ mit seinem Gesichtsausdruck „bitte hilf mir“. Ich wusste, ich kann ihm jetzt vertrauen, ließ die Zügel los und krabbelte unter seinen Bauch um die Astgabel zu lösen.

Das war der Beginn unserer intensiven Freundschaft und Horsemanship. Heute ist Dexter sehr anständig und zuverlässig. Er hat einen Westernsattel bekommen, was ihm sehr gefallen hat. Dexi hat mich viel gelehrt, würde ich heute noch einmal mit ihm anfangen müssen, kämen wir beide schneller ans Ziel. Ich habe meinen reiterlichen Horizont und mein Pferdeverständnis deutlich erweitert.

Ich habe noch eine Belohnung erhalten! Eine kleine junge Quarter Stute hat den Weg in meinen Stall gefunden und wir sind beide sehr dankbar dafür. Sie gehörte einem Mann und wurde mit einem zu langen auf ihre Schultern drückenden Sattel angeritten. Vom Rücken wegdrücken hatte sie bereits einen Senkrücken, geritten werden war ihr so gar nicht angenehm, was sie deutlich signalisiert hat.

Sie hat einen ganz kurzen runden Sattel bekommen, ein ausgleichendes Pad und eine sanfte einfühlsame, von Dexi erzogene Reiterin. Auf diese Weise wurden die Prinzessin und ich schnell ein harmonisches Paar. Ihr Rücken ist wieder gerade, sie geht zuverlässig durch Wasser und macht mir sehr viel Freude. Unsere Urlaube verbringen wir mit Wanderritten.

2019-01-16T20:01:53+01:00